Auf unserer Scouting-Tour durch Süd-Thailand durfte Phuket natürlich nicht auf der Liste fehlen. Auch wenn wir der Halbinsel anfangs etwas skeptisch gegenüberstanden, haben wir genau dort das echte Thailand gefunden.
Phuket ist wohl eher bekannt für seine Traumstrände, Partymeilen wie Patong und Pauschalurlauber. Was also sollte uns als Individualspezialist nach Phuket verschlagen? Lässt sich dort überhaupt das authentische Thailand erleben? Und wie soll man hier dem Massentourismus entkommen können?
Ganz einfach – in Phuket Old Town bogen wir von der Hauptstraße ab und schlenderten durch die kleinen Gassen – wo Phuket fast wie eine Filmkulisse wirkt! Die Fassade der Urlaubsinsel lockt die Schnäppchenjäger, aber schaut man genauer hin, findet man hier alte Kräuterläden, kleine Thairestaurants, Kellermärkte und auch das verrückte Fest der neun Kaisergötter oder wie die Thailänder es nennen: das Vegetarische Festival.
Das Vegetarische Festival in Phuket – Eine Hommage an die Götter
Wie der Zufall es wollte, sind wir genau an dem Wochenende in Phuket Old Town angekommen, an dem einmal im Jahr das Vegetarische Festival stattfindet. Wir haben uns im wundervollen Kolonialhotel Memory On On einquartiert und machten uns am Abend auf, Phuket Old Town zu entdecken. Weitab vom Touristenstrom kann man hier das echte Phuket, seine Farben, Gerüche und seinen Geschmack erleben. Die Alte Minenstadt, früher wurde hier Zinn abgebaut, ist stark von verschiedenen Kulturen geprägt. So gibt es hier unter anderem viele chinesische Einwanderer, welche übrigens das Vegetarische Festival auf die Halbinsel gebracht haben sollen. Kurioserweise wird das Fest in China nicht mehr gefeiert, was nach der Kulturrevolution nicht wundern darf. Wir haben jedoch viele Chinesen kennen gelernt, die nur zum Fest nach Phuket kamen: So hat ein Teil der chinesischen Kultur im Exil den Revolutionswirren getrotzt. Das Festival findet an den ersten neun Tagen des neunten Monats nach dem chinesischen Mondkalender statt. Nach unserem Kalender entspricht dies Ende September bzw. Oktober.
Das Festival dauert etwa 9 Tage und beginnt mit einer langen Zeremonie im oder vor einem Tempel. Hier wird ein langer, bunt geschmückter Pfahl aufgerichtet, der den neun Göttern als Weg zur Erde dient. Diese weilen nur für 9 Tage auf unserer Erde. Auf Ihre Ankunft bereiten sich die Gläubigen entsprechend intensiv vor – unter anderem mit einer vegetarischen Diät. Die Zeremonie dauert mehrere Stunden, in denen wir außer dem Gong der Klangschale keine Geräusche vernahmen – und das, obwohl wir zusammengekauert auf dem Boden des Tempels saßen und von etwa 300 Thailändern umgeben waren.
Das Vegetarische Festival in Phuket – Das Fest der neun Kaisergötter
Uns wurde von einer jungen Gruppe Thailänder, denen wir praktisch auf dem Schoß saßen, erklärt, dass die Götter auf unserer Erde nicht ohne Körper auskommen können. Deshalb wählen sie eine Person als Medium aus und ergreifen von dieser Besitz. Die oder der Auserwählte nimmt in dieser Zeit die Gestalt und die Wesensmerkmale des Gottes an. So kann es sein, dass ein 20-jähriges Mädchen von einer alten Frau besessen ist. 9 Tage lang wird dieses Mädchen dann die alte Frau sein: in Gang, Haltung, Sprache und Verhalten – ohne jegliches Schauspiel und mit vollster Überzeugung! Als wir im Haupttempel von Phuket die Zeremonie beobachteten, sahen wir einige Menschen, die von verrückten Göttern besessen waren: ein Mann, der unaufhörlich kicherte und lachte, durch den Tempel hüpfte und fortwährend mit dem Kopf nach oben und unten wackelte oder eine Frau, die einen Schnuller und Babymütze trug und wie ein Baby weinte – ein sehr skurriles und beeindruckendes Erlebnis! Diese Medien werden von ihren Angehörigen begleitet, da sie ohne Hilfe oft nicht mehr auskommen. Im Süden von Thailand gilt es übrigens als ein großes Glück und als besondere Ehre, von einem Gott in Besitz genommen zu werden! Ihre vermeintliche Unverwundbarkeit beweisen die Medien am Ende des Festes durch außerordentliche Akte der Selbstkasteiung: Sie laufen über Feuer, durchstechen ihre Wangen mit spitzen Gegenständen, schlagen sich mit Ruten oder erklimmen eine Leiter aus Schwertern. Und all das geschieht ohne das Zutun von Drogen, sondern aus reiner religiöser Entrückung und Ekstase heraus!
Um ihren Körper und Geist zu reinigen, verzichten die Teilnehmer wie auch die Besucher des Fests während dieses Zeitraums auf bestimmte Lebensmittel (Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier und Milchprodukte), aber auch auf intensive Gewürze wie Knoblauch und Zwiebeln sowie auf Stimulanzien wie Tabak und Alkohol. Allerdings bedeutet dies nicht, dass es nun nur einfache Reis- und Gemüsegerichte gibt: Nein, es werden sehr aufwendige Tofugerichte, teils bunt eingefärbt, teils spannend gewürzt, und fantastische Nachspeisen kreiert, die wir so in unserem Leben noch nie gesehen oder probiert hatten. Als Hauptspeise aßen wir eine kunterbunte, zwar etwas undefinierbare, aber vorzüglich schmeckende und stärkende Suppe.
Das Fest der neun Kaisergötter wird am ersten Tag mit einem großen Feuerwerk eröffnet, welches die Ankunft der Götter markiert. Ein absolutes Highlight und ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden! Ob die Party-People in Patong dies überhaupt mitbekommen haben? Wir glauben es nicht…Falls das Reisefieber Sie gepackt hat dann rufen Sie uns doch einfach an. Wir sind gerne für Sie da!