Die wichtigsten Verhaltensregeln in Nepal verstehen
In diesem Beitrag haben wir einige Einblicke in die Traditionen und Bräuche Nepals zusammengestellt, die in herkömmlichen Reiseführern oft zu kurz kommen. Unser Ziel ist es, Ihnen dabei zu helfen, die Denkweisen der lokalen Bevölkerung besser zu verstehen und dadurch intensiver zu reisen.
Nepal ist nicht nur für seine atemberaubenden Himalaya-Landschaften bekannt. Das Land begeistert mit farbenfrohen Festivals wie Dashain und Tihar sowie spirituellen Praktiken. Durch das Eintauchen in Nepals reiche Kultur entdecken Sie nicht nur deren offensichtliche Schönheit, Sie entwickeln auch ein tieferes Verständnis für die Lebensweise der Einheimischen.
Inhalt
Keine Zeit zum langen Recherchieren? Wir beraten Sie zu Nepals Traditionen und gestalten Ihre individuelle Nepalreise.
Die Bedeutung von Gastgeschenken in Nepal
Was schenkt man sich in Nepal?
Wer von einer Familie zum Essen eingeladen wird, sollte Obst oder Süßigkeiten mitbringen. Geschenke sollten aus Respekt stets mit beiden Händen oder mit der rechten Hand überreicht werden. Ein großer Dank sollte jedoch nicht erwartet werden, da Nepalesen kaum Geschenke machen und sich generell nicht groß um Geschenke scheren.
Gesprächsthemen und Smalltalk in Nepal
Nepalesen sind grundsätzlich sehr kontaktfreudig und sprechen Touristen aus Neugierde gerne an. Die nachfolgenden Tipps helfen Ihnen, eine angenehme Unterhaltung zu führen.
Begrüßung
Namaste („Ich grüße den Gott in dir“) ist die traditionelle Begrüßung in Nepal. Dabei werden die Handflächen wie zum Gebet aneinandergelegt. Ein wenig formeller ist die Begrüßung Namaskar.
Respektvolle Anrede
Die familiären Anreden für Schwester, Bruder, Mutter und Vater werden gerne gehört. Für eine besonders respektvolle Anrede kann ein „ji“ angehängt werden an das Ende des Namens.
Ja und Nein
Bei Zustimmung wird der Kopf leicht hin und her gewiegt. Dies ähnelt einem bei uns üblichen Kopfschütteln. Ein starkes Nein kann durch eine abwinkende Geste, das leichte Drehen des Handgelenks, signalisiert werden.
Dank
Der offizielle Ausdruck dhanyabaad für „danke“, wird außerhalb städtischer und touristischer Gebiete kaum verwendet. Ein einfacher Dank im Alltag wird am besten durch das englische thank you ausgedrückt.
Beschwerden
Nepalesen beschweren sich in der Regel nicht, sondern zucken mit den Schultern und sagen ke garne („Was kann man schon machen?“). Um sich gegen Enttäuschungen zu wappnen, sollten Reisende sich daher in Geduld üben.
Sensible Themen
Das Thema „Indien“ sollte lieber vermieden werden, auch sollten Sie sich nicht abfällig über das Gastland Nepal äußern. Verhalten Sie sich respektvoll und achten Sie lokale Kultur und Tradition.
Besondere Traditionen und Bräuche in Nepal
In Nepal wird insgesamt siebenmal Neujahr gefeiert. Dies liegt an den vielen unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften und Volksgruppen im Land. So gibt es eine Vielzahl an buddhistischen, hinduistischen und animistischen Feierlichkeiten, manchmal auch eine Kombination aller drei.
Die zahlreichen Festtage haben häufig einen religiösen Hintergrund und werden nach dem Mondkalender ausgerichtet. Das bedeutet, dass sich die Termine von Jahr zu Jahr ändern. Eine solches Fest mitzuerleben ist ein wahres Highlight und sollte unbedingt in die Reiseplanung miteinbezogen werden.
Weitere Traditionen und Bräuche erweitern das reiche kulturelle Spektrum Nepals; hier eine Auswahl davon:
Rituelle Hymnen
Mindestens genauso eindrucksvoll wie die buddhistischen Tempel sind die Gesänge, die an dessen Wänden widerhallen. Es handelt sich hierbei um eine Art Sprechgesang, der von einem Vorsänger begonnen, und von den Mönchen aufgenommen wird. Sie verwenden dabei den Kehlgesang, wodurch äußerst tiefe, meditativ wirkende Klänge entstehen.
Holi
Das Fest ist eine Variation des Frühling-Wasserfestes, das in vielen Teilen Asiens im Zeitraum Februar-März gefeiert wird. Für etwa eine Woche lang werden Wasserballons und rotes Farbpuder geworfen, um einem Mythos zu gedenken: Der junge Gott Krishna überlistete eine Dämonin. Das Fest endet am Vollmondtag des Monats.
Tieropfer – Dasain
Dieses Fest wird von fast allen Gruppen und Religionsgemeinschaften zu Herbstbeginn gefeiert und zieht sich über 15 Tage hin. Am ersten Tag wird Gerste gepflanzt; gegen Ende des Fests hin werden Büffel rituell geopfert und maskierte Tänze und Prozessionen in den Straßen Nepals aufgeführt.
Traditionelle Medizin
Die tibetische Medizin, die auf den Lehren des Ayurveda basiert, fokussiert sich auf das Gleichgewicht von drei Körpersäften: beken (Phlegma), tiba (Hitze oder Galle) und lung (Wind). Um ein Ungleichgewicht zu beseitigen, werden physische und spirituelle Behandlungsmethoden angewandt.
Hochzeiten
Ähnlich wie die religiösen Feste, werden Hochzeiten in Nepal groß gefeiert. Der Termin wird vom Astrologen bestimmt und von einer Blaskapelle am großen Tag angekündigt. Anders als es bei uns üblich ist, trägt die Braut Rot und wird ihren Haarscheitel als verheiratete Frau fortan rotfärben.
Trauerfarbe Weiß
Im Gegensatz zum bei uns üblichen Schwarz, gilt im Hinduismus in Nepal Weiß als die Farbe der Trauer. So wird ein Verstorbener von weißgekleideten Angehörigen zur Verbrennungsstätte getragen. Außerdem trägt der Sohn des verstorbenen Elternteils für ein Jahr lang Weiß.
Besondere religiöse Überzeugungen in Nepal
Die Religiosität in Nepal kann als Schmelztiegel bezeichnet werden: Hinduismus, Buddhismus und Animismus kommen zusammen und bilden eine einzigartige Vielfalt an Glaubensrichtungen. Früher war der Buddhismus die einflussreichste Strömung, heute ist Nepal vor allem vom Hinduismus geprägt. Die Bergregionen halten an animistischen Praktiken fest und erachten die Natur als beseelt. Große religiöse Konflikte gab es in der Geschichte des Landes allerdings nie, wodurch die religiöse Vielfalt des Landes erhalten werden konnte.
Hinduismus
Ab dem 12. Jahrhundert war Nepal, wie Indien, vom Hinduismus geprägt. 1962 wurde Nepal dann zum hinduistischen Königreich erklärt. Der Hinduismus in Nepal heute konzentriert sich auf die Ebenen und das mittlere Bergland.
Buddhismus
Als Geburtsort des tibetischen Buddhismus war Nepal jahrhundertelang vom Buddhismus geprägt. Heute bekennen sich nur mehr 9% der Einwohner zu den Lehren des Siddharta Gautama. Der tibetische Buddhismus ist vor allem im hohen Himalaya beheimatet.
Newari – Einwohner des Kathmandutals
Sie sind hinduistisch und buddhistisch zugleich, verknüpfen Elemente beider Glaubensrichtungen mit tantrischer Tradition.
Animismus
Verschiedene ethnische Gruppen im gebirgigen Kernland gehen von einer beseelten Natur aus und verbinden uralte Elemente aus dem Animismus und Schamanismus mit dem Hinduismus.
Kleidung
Ein gepflegtes Erscheinungsbild wird von den Nepalesen hochangesehen. Die Kleiderordnung ist dabei allerdings sehr konservativ und sollte insbesondere beim Tempelbesuch eingehalten werden.
- Männer sollten ein Hemd und lange Hosen tragen, Frauen sollten darauf achten, stets Rücken, Beine und Schultern zu bedecken.
- In den Dörfern tragen die Frauen traditionell einen Sari oder einen Wickelrock.
- In den Städten werden manchmal kurze Hosen oder Röcke getragen - dies sollte von Touristinnen nach Möglichkeit vermieden werden.
- Auf Wanderwegen sind kürzere Hosen in Ordnung.
- Die Schuhe werden vor dem Betreten eines Tempels oder eines Wohnhauses grundsätzlich ausgezogen.
Alkoholkonsum und Tabakwaren
Zigaretten haben in Nepal einen hohen Stellenwert. Die vor Ort billigen Marken Yak und Khukuri sind für den westlichen Geschmack meist zu herb, vielerorts sind allerdings auch Marlboros zu kaufen. Ältere Männer rauchen nach dem Abendessen gerne eine Wasser- oder Tonpfeife. Auch Kautabak erfreut sich an großer Beliebtheit: Die Nepalesen klatschen und rollen ihn in der Handfläche, bevor er hinter die Unterlippe geschoben wird.
Bier wird in Nepal gerne selbst aus Reis oder Hirse gebraut. Nepals Nationalgetränk, das sogenannte „heiße Bier“, auch bekannt unter dem Namen tongba, wird aus einem Krug Hirse und heißem Wasser gewonnen. Das heiße Wasser wird in den Krug Hirse gegossen, kurz stehengelassen und schließlich mit einem Strohhalm getrunken. Wenn nur noch die Hirse übrigbleibt, wird erneut Wasser hinzugegeben. Dieser Prozess kann beliebig oft wiederholt werden bis Geschmack und Alkoholgehalt nachlassen. Neben Selbstgebrautem sind auch importierte Markenbiere erhältlich, die dem heimischen Lagerbier ähneln. Wein wird ebenfalls aus dem Ausland bezogen und ist in Touristenlokalen erhältlich.
Ebenfalls zuhauf erhältlich sind Spirituosen. Diese werden entweder importiert oder in Nepal eigenhändig destilliert. Typisch für das Gebiet um Marpha im Norden sind Aprikosen- und Apfelschnäpse; in den eigenen vier Wänden wird gerne Raksi hergstellt, ein aus Hirse gewonnenes Destillat, das an Tequila oder Grappa erinnert.
Kulinarik
Die meisten Nepalesen nehmen am Tag nur zwei Mahlzeiten zu sich: die erste gegen 9 oder 10 Uhr vormittags, die zweite am Abend. Vor allem in ländlichen Gebieten müssen sich Reisende daher darauf einstellen, dass gegen 12 Uhr in den Lokalen kein Essen mehr übrig ist und erst Stunden später wieder gekocht wird.
Außerdem ist es wichtig zu erwähnen, dass in den Lokalen abseits der Touristenpfade nicht zwingend Besteck verfügbar ist. Ist dies der Fall, wird erwartet, dass Sie ihr Gericht wie die Nepalesen mit der rechten Hand essen. Meist handelt es sich um daal bhaat, ein Gericht aus Linsen, Reis und Gemüse. Viele Nepalesen essen dieses Gericht zweimal am Tag, ein Leben lang.
Fazit: Nepals Vielfalt und Traditionen
Nepal beherbergt nicht nur den Mount Everest und atemberaubende Bergkulissen – das Dach der Welt hat noch viel mehr zu bieten. Zahlreiche bunte Feierlichkeiten über das ganze Jahr verteilt warten nur darauf, gefeiert zu werden. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Portion Geduld im Gepäck steht Ihrer Reise nach Nepal nichts mehr im Wege!
Kein Nepal Ratgeber kann eine individuelle Beratung ersetzen!
Christina Bauer
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